Die Wölfe in Golden.....



Golden liegt gute drei Fahrstunden nördlich von uns. Ich fahre diese Strecke von Creston über Cranbrook, Fairmont Hot Springs, Invermere, Radium Hot Springs, (Highway 95) nach Golden sehr gern. Besonders im Frühjahr ist es immer sehr schön. Auf den Bergen ringsum liegt noch immer viel Schnee und im Tal leuchten die Wiesen gelb vom blühenden Löwenzahn.                                                                                                                               
Im April 2016 fuhr ich nach Golden, um die Wölfe zu besuchen. Das kann man. Es gibt dort eine Auffangstation für verletzte Wölfe und verwaiste Jungtiere. Manche der Tiere bleiben für immer in den Gehegen der Station, andere werden gepflegt und wieder freigelassen (ausgewildert). Diese Tiere werden separat gehalten. Ein Besuch in der Wolfstation hatte ich mir schon lange vorgenommen, denn der Wolf ist – neben dem Bären - eines meiner Lieblingstiere. Ich finde ihn und seine Familienstrukturen faszinierend. Am allerliebsten hätte ich auch gleich einen Fotospaziergang gebucht, der von der Station angeboten wird. Das heisst, ein Betreuer fährt mit einem oder mehreren Wölfen und den Besuchern in ein Waldstück, wo man ungefähr eine halbe Stunde mit den Wölfen auf einen Spaziergang gehen kann. Diese Tiere sind an Menschen gewöhnt und fühlen sich nicht gestresst. Das hätte mir schon gefallen, aber für einen solchen Ausflug bezahlt man über dreihundert Dollar (2016). Ich verstehe das, damit finanziert die Organisation Futter und Medikamente für die Tiere. Diese Spaziergänge sind etwas Besonderes, denn die Wölfe können sich während des Spazierganges frei bewegen und man kann sie dabei Fotografieren. Wo hat man schon die Möglichkeit Wölfe in freier Wildbahn, so nahe zu kommen, ohne sich selber in Gefahr zu bringen. Aber heute werde ich einfach nur einen Besuch machen und der Spaziergang muss warten.                                              Es war 14.00 Uhr, als ich bei der Wolfstation in Golden ankam, das Wetter war sonnig und angenehm. Der Eintritt kostete nicht viel, so um die neun Dollar habe ich bezahlt. Die junge Frau die meinen Eintritt kassierte - ich denke sie war eine Studentin - versprach mir, mich gleich bei den Gehegen zu treffen. Mit dem Eintritt ist eine kleine Tour durch die Station inbegriffen. Ich freute mich und war gespannt, was ich alles zu sehen und zu hören bekommen würde. Ausser mir waren noch zwei junge Männer da, die wie ich auf die junge Frau warteten. Die Führung dauerte ungefähr zwanzig Minuten und war sehr lehrreich. Ich war total begeistert, hat mir wirklich sehr gut gefallen. Zu jedem Tier, das zu dem Zeitpunkt in der Station war, konnte sie eine Geschichte erzählen. Aber auch über Wölfe im Allgemeinen, wusste die junge Frau sehr gut Bescheid. Es war sehr spannend und kurzweilig und die Zeit verflog im nu.
Aber ich muss auch zugeben, dass mich der Anblick der Wölfe hinter Gitter, traurig gemacht hatte. Wenn man weiss, wie freiheitsliebend diese Tiere sind, wieviel Platz sie bräuchten und wie weit sie mit ihrem Clan ziehen, dann ist diese Art der Haltung unmöglich. Umgekehrt, diese Tiere hier wären nicht mehr am Leben, hätte die Station sie nicht aufgenommen und gepflegt. Alles hat eben seine zwei Seiten. 
Ich habe mich dann gefragt, wäre es oft nicht humaner, ein so freiheitsliebendes Tier wie der Wolf ist, einzuschläfern, wenn er keine Cancen auf Auswilderung hat? Anstatt ihn auf Biegen und Brechen zu retten und dann in Gefangenschaft zu halten? In Gefangenschaft verarmen diese Tiere, werden oft seelisch krank und verhaltensgestört. Das Dasein das sie nach ihrer «Rettung» oft jahrelang fristen müssen, entspricht nicht ihren Bedürfnissen. Ich denke das ist falsche Tierliebe,  ist egoistisches, menschliches Verhalten.



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