Urs


Urs kam 1979 als junger Mann nach Kanada. Als gelernter Metzger und Koch, hatte er damals keine Probleme ein Visum zu bekommen.
Nach der ersten Saison flog Urs wieder in die Schweiz um die Papiere für die Emigrantion einzureichen. Nach nur 3 Monaten hatte er die nötigen Papiere in der Tasche und flog zurück nach
Edmonton (Alberta). Seitdem hat er die Schweiz nicht mehr besucht. Grund: Flugangst :-)
Urs hat in ein paar bekannten Hotels gearbeitet die man als Tourist kennen lernt.....z. B. in der Jasper Park Lodge oder im
Chateau Lake Louise war er für fünf Jahre.
Nach dieser aufreibenden Arbeit in Lake Louise wollte er nicht
mehr als Chef (Koch) arbeiten. Er gab die Stelle auf und reiste nach Kimberly British Columbia. Kimberly ist ein kleines Skigebiet und ist auch bekannt als Bavarien Town.
Es ist halt total touristisch.....mit deutscher Musik und Kuckucksuhren, Apfelstrudel, Bratwurst und Schnitzel.
Dann zog es Urs Richtung Invermere.....Radium Hotsprings.
In Radium gibt es eine grosse Holzmühle und Urs des Gastgewerbe müde geworden, bewarb sich um einen Job in der Mühle. Leider hatte er 1996 einen schweren Arbeitsunfall der ihm fast
seinen rechten Arm kostete. Nur mit viel Glück konnte der Arm gerettet werden. Er musste
viele Operationen über sich ergehen lassen. Als ich Urs kennen lernte, war er ziemlich down....war deprimiert und der Kampf mit der Versicherung hat ihn verbittert. Der Streit um seine Rente zog sich über elf!! Jahre hin.
Heute geht es Urs psychisch wieder gut. Mit seiner Behinderung hat er gelernt zu leben und umzugehen. Nur manchmal da kommt der Frust doch wieder hoch. Immer dann wenn er was machen will was vor dem Unfall selbstverständlich war und heute geht es nicht mehr oder nur schwer.
Für alle Arbeiten braucht er viel mehr Zeit.
Aber wir sind zufrieden, denn Zeit ist das einzige was wirklich haben.
Wir setzen uns nur kleine Ziele die auch erreichbar sind und freuen uns über jeden Erfolg.

Homesteader


Als wir im Mai 2001 unseren Berg kauften,
war noch nichts da......weder Wasser, noch Strom oder eine Strasse zum reinfahren.....da war einfach nur Busch.
Das Grundstück wurde zwar 5 Jahre vorher teilgerodet.
Das heisst, es stehen immer noch viele, recht hohe Bäume.....vor allem Nadelbäume.

Homesteader nennt man die Menschen die sich auf einem Stück Land niederlassen um es urbar zu machen.

Im Juni haben wir dann als erstes nach Wasser gebohrt.

Es dauerte 2 Tage bis wir in 186Ft (ca 61 m ) Tiefe auf eine gute Quelle stiessen. Sie gibt uns 45 Liter in der Minute.
Dann mussten wir jemanden beauftragen der uns den Platz wo wir unseren Trailer hinstellen wollten, einigermassen flach machte.

In dieser Zeit wo die Arbeiten auf unserem Berg gemacht wurden, wohnten wir in einem gemieteten Haus in West Creston. Eigentlich hatten wir gehofft, über den Winter auf unserem Grundstück wohnen zu können.
Im September kauften wir einen alten, kleinen Trailer um wenigstens ein Dach über dem Kopf zu haben. Ein Trailer ist ein mobiles Haus, das mit einem Trucker transportiert wird.

Aber wie es halt so geht......alles braucht seine Zeit.....die Kanadier leben nach dem Motto:
"was Du auf Morgen kannst verschieben, muss nicht unbedingt heute gemacht werden"!
Zugegeben, das ist nicht immer einfach.....kommt drauf an auf welcher Seite man steht ;-)
Auf jedenFall von der europäischen Geschäftigkeit ist hier nicht viel zu spüren.
Das Beste was man sich antun kann ist, lernen selber nach diesem Motto zu leben statt sich aufzuregen. Damit beeindruckt man hier keinen .....und......nicht immer alles so tierisch wichtig zu nehmen.
Meistens stimmt es nämlich....man kann es auch noch am nächsten Tag erledigen.
Besonders wir Schweizer tun uns schwer mit einer solchen Einstellung..... ich weiss es aus eigener Erfahrung.
Als wir sahen, dass wir es nicht schaffen würden den Trailer für den kanadischen Winter fit
zu bekommen --- Strom hatten wir ja auch noch keinen.....fliessend Wasser auch nicht ---
blieben wir den Winter über in Creston.
In diesem Winter fuhr ich mit Maite (meinem Boxermädchen) fast jeden Tag zu unserem Berg raus. Der Schnee lag da viel höher und die Sonne schien öfters als in Creston wo oft der Nebel sitzen bleibt. Ich kam mir vor wie in einem Wintersportort.....ich genoss jeden Tag und ich tu es noch heute.
Es gibt keinen Tag wo ich mir nicht voll bewusst bin, wie privilegiert ich bin und wie dankbar hier in diesem wunderschönen Valley zu leben......